Mobbing – Opfer. Eine Erinnerung aus der Kindheit
Gestern habe ich eine Pressemitteilung gelesen, mit dem Motto „Verrückt? Na und?“. Es ist ein Projekt aus NRW und wird aktuell im Kreis Soest (aus dem ich komme) umgesetzt. Zielgruppe sind junge Menschen, da auch diese immer häufiger von psychischen Erkrankungen betroffen sind, so steht es im Artikel. Ein Team, bestehend aus zum Beispiel einer Psychologin, Sozialarbeiter und einem Menschen, der selbst psychische Krisen erlebt hat, besuchen Schulen und Auszubildende, um sich über seelische Gesundheit auszutauschen.
Das hat direkt meine Erinnerungen an meine Schulzeit geweckt. In der Grundschule lief für mich noch alles gut. Auf der weiterführenden Schule lernte ich dann kennen was Mobbing bedeutet. Leider auch am eigenen Leib und in eigener Seele. Mobbingopfer in unserer Klasse waren noch drei andere Mitschülerinnen und ich. Es ging immer reihum. Wenn ich an der Bushaltestelle ankam und niemand mit mir sprach, wusste ich was die Stunde geschlagen hat. Ich wurde geschubst, getreten, im Sportunterricht extra hart mit Bällen beworfen, natürlich als letzte in eine Gruppe gewählt, auf dem Schulhof lief der Trupp hinter mir her und hat lauthals „Hure“ gerufen (Ich war gerade 12 Jahre…), etc.
Am schlimmsten empfand ich, das Ignorieren. Einfach nicht beachtet zu werden auf dem gemeinsamen Schulweg. Nie werde ich das Gefühl vergessen, wenn ich alleine in der letzten Reihe saß, da sich alle von mir weggesetzt haben…Ich habe mich so gedemütigt gefühlt und es war mir peinlich gegenüber dem Lehrer. Zu Hause habe ich wenig darüber erzählt, da die Angst groß war, dass es noch schlimmer kommen könnte. Mit 15-16 Jahren hatte der Spuk ein Ende. Zu diesem Zeitpunkt traute wir, welche die Mobbingopfer waren uns darüber auszutauschen und wir wurden tolle Freundinnen. Das war eine wirklich schöne Zeit. Aber die Zeit des Mobbings hat Spuren hinterlassen. Wenn ich heute im Studium sitze, obwohl ich weiß, dass wir jetzt Erwachsen sind und ich tolle Kommilitonen habe, schwappt so eine Angst vor Ausgrenzung hoch. Ich merke die Angst auch bei der Arbeit oder in der Freizeit. Ich bin sehr bedacht darauf nichts falsches zu sagen oder zu tun. Das Gefühl durch die Ausgrenzung alleine zu sein und zudem auch noch einer Gefahr ausgesetzt (wie körperliche und psychische Gewalt im Sportunterricht, den Schulpausen, den Busfahrten, Klassenfahrten) möchte ich nie mehr erleben. Das Schlimme war natürlich auch, die Unberechenbarkeit. Heute noch sind es deine „Freunde“, am nächsten Tag ist es so, als ob sie dich nie gekannt haben.
Als Link könnt Ihr Euch das tolle Projekt „Verrückt? Na und?“ durchlesen.
www.m.kreis-soest.de/pressemitteilungen/presseservice/1036469.php