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Bahn frei für mein Doppelstigma

In den letzten Tagen habe ich eine „neue“ Diagnose bekommen. Natürlich ist es wie die Angststörung eine ungreifbare Erkrankung. Fibromyalgie. „Neu“ habe ich in Anführungsstriche gesetzt, da die Diagnose eigentlich nicht neu ist. Vor sieben Jahren hat ein Rheumatologe bereits einmal die Diagnose gestellt. Eigentlich sekundäre Fibromyalgie, was quasi eine aufgepfropfte Fibromyalgie auf eine rheumatische Erkrankung ist. Aber was spielt das schon für eine wesentliche Rolle ob primär oder sekundär. Sieben Jahre habe ich mich regelmäßig fragen müssen was die Symptome bedeuten, die in meinen Augen nicht so typisch für eine Angststörung waren, weil sie auch auftraten, wenn ich eigentlich gute Phasen mit sehr wenig Angst hatte. Sieben Jahre habe ich die Diagnose verdrängt, da ich natürlich wusste, dass es eine sehr umstrittene Erkrankung ist, die man nur hat, wenn man psychisch krank ist. Etwas eingebildetes. Eine „Alles tut weh“ Krankheit. Eine „reiß dich mal zusammen Erkrankung“, etc. Wer will das schon

Nun ja, ich für mich kann es wohl jetzt akzeptieren und muss mich nicht mehr über die Schmerzen wundern und vor allem nicht über die ständige Erschöpfung, die mich noch viel mehr nervt.

Ich könnte ja in diesem Blog auch gar nichts davon erwähnen oder in meinem Umfeld. Aber welches Stigma ist schlimmer? Das, sie hat eine Angststörung und eine „es tut alles weh Erkrankung“, die es in manchen Augen eigentlich ja nicht wirklich gibt

Oder ist es schlimmer, wenn mir irgendetwas angedichtet wird, weil ich mich irgendwie anders verhalte, mich viel zurückziehe…

Ich finde letzteres noch belastender. Daher entscheide ich, mich nicht zu verstecken, egal wie ich bin und wer ich bin. Schließlich leiste ich auch etwas und habe gesunde Anteile. Ich gehe arbeiten, studiere nebenbei im Master, mache meinen Haushalt, kümmere mich um meine vier Pferde, zwei Pflegepferde, zwei Esel, zwei Hunde, Katze und drei Aquarien, etc. Und das aber bitte möglichst perfekt. Na gut, ich gebe zu, der Haushalt könnte noch besser sein. 

Ja, das Stigma ist eine zusätzliche Belastung. Das Geheimnis hier lautet meiner Meinung nach:

Hintergrundwissen für möglichst viele Menschen. Aufklärung im psychiatrischen Bereich durch Professionelle und Betroffene (oder beides in einem). Alle zwei Wochen finden in unserer Nachbarstadt durch das somatische Krankenhaus Vorträge für die Bevölkerung über Hüft OP`s, neue Knie, Schulter OP`s und Hämorrhoiden statt…Wo bleibt die Psychiatrie?

Eines gilt jedoch ebenfalls. Selbst aufstehen und zu sich stehen. Das ist jedoch kein einfacher Prozess, der mich auch noch nicht durchdrungen hat. Die Fibromyalgie zählt wohl nicht zu den psychiatrischen Erkrankung, hat jedoch viel mit Stress zu tun. Sie ist eine somatoforme Schmerzstörung.

Es ist eben eine Reise mit Höhen und Tiefen.

https://www.youtube.com/watch?v=nSEti0DJcnc&t=359s

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