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Traurig sein- aber wie viel?

Wie ihr sicher in meinem letzten Beitrag gelesen habt, ist ein guter Freund verstorben. Wie ihr euch weiterhin sicher vorstellen könnt, beschäftigt einen so ein Verlust nicht nur einen Tag, nicht nur eine Woche, nicht nur einen Monat. Die Beerdigung ist nun vorbei, aber in dieser Zeit mit Corona, konnten wir daran nicht teilnehmen. Also sind wir später zum Grab, um uns leise zu verabschieden. Immer noch erscheint alles so unwirklich. Ich finde es irgendwie falsch, dass das Leben einfach so weiter geht. Wo bleibt die Zeit zu trauern? Zunächst habe ich mich versucht abzulenken, ich hatte zum Todeszeitpunkt Urlaub. Jetzt gehe ich wieder arbeiten, für das Studium muss ich immer zwischendurch lernen, ich versorge meine Pferde und schaue regelmäßig nach seinen Pferden, welche er hinterlassen hat. Unterm Strich läuft vieles so wie immer, obwohl überhaupt nicht alles ist wie immer, im Gegenteil. Es ist eine Lücke entstanden und man ist unfähig sie zu schließen. Was ich aber weiß ist, dass mich die Trauer einholt. Nachts wenn ich mich nicht mehr ablenken kann, besuchen mich meine altbekannten Ängste. Sie bringen das zum Vorschein, was ich am Tage zu verdrängen versuche. Wenn ich mir die Zeit und die Möglichkeiten zum trauern geben würde, wären die Ängste vielleicht nicht so schlimm. Oder sind sie es, die meine Trauer ausdrücken. Ich weiß nicht ob ich es bin, die das aktive traurig sein verlernt hat, ob es überhaupt von meiner Umwelt akzeptiert würde, wenn ich mich meinen Gefühlen hingeben würde. Vielleicht ist es auch Corona, welches verhindert mit anderen gemeinsam zu trauern und über den Menschen zu sprechen über alte Zeiten, über die Zukunft…

Im Moment sind für mich so viele Fragen offen. Ich weiß nur, es fühlt sich nicht gut, nicht richtig an. Es fühlt sich an, als wenn ich mich zusammenreiße, weil das Leben einfach weitergeht und alle gefühlt um mich herum einfach weitermachen, als wenn nichts geschehen wäre. Ich weiß aber auch, dass es der Familie, Freunden und Mitarbeitern von ihm vielleicht ähnlich geht.

Als Kind hat man einfach geweint, man wurde getröstet und es wurde erklärt.

Als Erwachsener in unserer Kultur musst du einfach wissen, weitermachen und dir selbst deine Antworten suchen. Habe ich das Trauern einfach verlernt? Meine Seele sagt offensichtlich etwas anderes. Vielleicht sollte ich meinen Ängsten dankbar sein, denn sie weisen mich darauf hin das ich noch Mensch bin. Ein Mensch, der sich aktuell einfach mal wieder unsicher ist, welche Gefühle in welchem Maße angebracht sind oder auch nicht in der heutigen Zeit.

Der Tod ist das, was ich am meisten fürchte. Ich hoffe das ich auch aus dieser Phase mit Zuversicht herausgehe und recoverylike diesem neuen Lebensabschnitt einen Sinn zuordnen kann.

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