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Ein steiniger Weg in der professionellen Rolle
Ich habe es zum ersten Mal gewagt unseren Patienten etwas von Recovery erzählt. Ich habe mir im Vorhinein überlegt eine Betroffenengeschichte aus einem Recovery Buch vorzulesen und anschließend kurz etwas über Recovery zu berichten. Wichtig war mir klar zu machen, dass die stationäre Behandlung bei uns häufig nur eine Station auf dem Weg zur Genesung ist. Die Patienten waren überwiegend dankbar und begeistert und ich hatte das Gefühl, das es richtig war. Kurze Zeit später kam eine Patientin zu mir und erzählte, dass sie die Recovery Geschichte zu sehr aufgewühlt habe. Damit habe ich nicht gerechnet, vor allem nicht da fast alle direkt positiv reagierten. So ein kleines Bauchgefühl spürte…
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Es ist OK nicht ganz OK zu sein
So, endlich mal wieder einen Text für meinen Blog. Ich habe länger nichts von mir hören lassen. Das war so eine Art Überlebensstrategie schätze ich. Meine Aktivitäten musste ich auf ein Minimum reduzieren, da ich mich echt überlastet gefühlt habe. Dabei habe ich wieder mal entdecken müssen, wie schwer mir Kontrollverlust fällt. Ich befinde mich immer noch in einer Situation, in der mir aus privaten Gründen psychisch viel abverlangt wird. Dennoch habe ich mich nach drei Wochen Urlaub stabilisiert. Ich habe erstmal viel geschlafen und mir tatsächlich mal erlaubt nichts zu tun. Das habe ich vorher aber gegoogelt, um mir eine Art Legitimation dafür zu geben (Krass, oder?). Natürlich war…
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Schon mal was von POTS gehört?
Genau wie es der Corona Zeit entspricht, so scheint auch mein Blog aktuell etwas still zu stehen. In der Zwischenzeit habe ich etwas für mich Wichtiges herausgefunden. Neben meinen Panikattacken hatte ich schon lange das Gefühl, dass noch etwas anderes evtl. nicht stimmt. Morgens nach dem Aufstehen fühle ich mich fast immer, als wenn ich schon einen Sprint hingelegt hätte und habe auch fast den ganzen Vormittag einen Puls zwischen 100 und 120 Schlägen pro Minute, wobei mein Ruhepuls zwischen 50 und 60 im liegen liegt. Nach dem Mittagessen ist es nochmal besonders schlimm und reguliert sich meistens etwas zum späteren Nachmittag. Im Liegen ist es generell viel besser. Ganz…
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Meine eigenen Therapiepferde
Zur Zeit ist es mal wieder spannend in meinem Leben. Mein Mann und ich haben vier Ponys und zwei Esel. Mein Kutschenunfall war natürlich der perfekte Nährboden eine Angst vor dem Reiten zu entwickeln. Das Gefühl das Pferd nicht mehr unter Kontrolle zu haben, sitzt tief. Seit 2016 setze ich mich stetig unter Druck wieder reiten zu müssen. Aktuell ist das Thema wieder sehr präsent, da wir drei Ponys vermacht bekommen haben. Ob sie letztendlich zunächst in dem Reitschulbetrieb bleiben, in dem sie aktuell noch sind, oder recht zügig zu uns ziehen, wird sich denke ich in den nächsten zwei Wochen entscheiden. So viele Pferde… und nicht reiten? Heute habe…
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Das Studium macht einen anderen Menschen aus mir- einen Menschen der lernt zu erkennen
Mein erstes Semester im Masterstudium liegt bereits hinter mir. Wir ihr wisst wurde ich mitgerissen von der Recoverybewegung, aber auch von anderen Themen, die sicher alle miteinander verwoben sind. Ich finde es schön, dass die Seminare häufig so aufgebaut sind, das wir lernen zu reflektieren und auch kritisch zu denken. Die erste Prüfung ist nun abgeschlossen. Sie war nicht schlecht, aber dafür, dass ich mich auch persönlich so viel mit dem Modul Recovery auseinandergesetzt habe, hätte es noch ein klein wenig besser laufen können. Eines werde ich wohl niemals wirklich aus der Hüfte schütteln und das ist freies reden. Ich weiß einfach nicht, wie ich die vielen Dinge in meinem…
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Bahn frei für mein Doppelstigma
In den letzten Tagen habe ich eine „neue“ Diagnose bekommen. Natürlich ist es wie die Angststörung eine ungreifbare Erkrankung. Fibromyalgie. „Neu“ habe ich in Anführungsstriche gesetzt, da die Diagnose eigentlich nicht neu ist. Vor sieben Jahren hat ein Rheumatologe bereits einmal die Diagnose gestellt. Eigentlich sekundäre Fibromyalgie, was quasi eine aufgepfropfte Fibromyalgie auf eine rheumatische Erkrankung ist. Aber was spielt das schon für eine wesentliche Rolle ob primär oder sekundär. Sieben Jahre habe ich mich regelmäßig fragen müssen was die Symptome bedeuten, die in meinen Augen nicht so typisch für eine Angststörung waren, weil sie auch auftraten, wenn ich eigentlich gute Phasen mit sehr wenig Angst hatte. Sieben Jahre habe…
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Traurig sein- aber wie viel?
Wie ihr sicher in meinem letzten Beitrag gelesen habt, ist ein guter Freund verstorben. Wie ihr euch weiterhin sicher vorstellen könnt, beschäftigt einen so ein Verlust nicht nur einen Tag, nicht nur eine Woche, nicht nur einen Monat. Die Beerdigung ist nun vorbei, aber in dieser Zeit mit Corona, konnten wir daran nicht teilnehmen. Also sind wir später zum Grab, um uns leise zu verabschieden. Immer noch erscheint alles so unwirklich. Ich finde es irgendwie falsch, dass das Leben einfach so weiter geht. Wo bleibt die Zeit zu trauern? Zunächst habe ich mich versucht abzulenken, ich hatte zum Todeszeitpunkt Urlaub. Jetzt gehe ich wieder arbeiten, für das Studium muss ich…
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Ein Wegbegleiter ist gegangen
Ich schreibe diesen Beitrag aus Dank an einen Freund und Wegbegleiter, der einen wesentlichen Anteil meiner Recoverygeschichte mit mir bestritten hat. Gestern ist er nach schwerer Krankheit gegangen. Viele Gedanken schossen mir durch den Kopf. Wie geht es wohl jetzt weiter, auch mit dem was er zurücklässt, wen frage ich, wenn ich mit den Pferden mal unsicher bin, hinaus über religiöse Fragen, ob wir uns wohl wieder sehen, ob er mich jetzt beobachten kann, wenn ich mich mit meinem Mann um die Pferde kümmere, und natürlich kommen viele, viele Erinnerungen eines gemeinsamen Weges. Ich habe ihn kennengelernt, als ich beschloss reiten zu lernen. Er war Reitlehrer. Ich war Anfang zwanzig…
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Krankheit sozial konstruiert – Wir können etwas ändern, das zeigt uns die Corona- Krise
Aktuell dreht sich alles um den Corona Virus. Das erste Mal seit dem zweiten Weltkrieg, so berichtet Bundeskanzlerin Angela Merkel in ihrer Ansprache zur Corona Krise, wird außergewöhnlich viel Solidarität von den Menschen gefordert. Es gründen sich Helfertrupps, Nachbarschaftshilfen, etc. In dieser Krise bereite ich mich mittendrin auf meine erste Prüfung im Master vor und habe so zumindest etwas das Gefühl von gewohnter Routine nach dem Bachelorstudium. Ich persönlich finde es bemerkenswert das viele Bürgerinnen und Bürger in unterschiedlichster Weise zusammenrücken und versuchen dem Virus zu bekämpfen. Wenn ich so in meiner Literatur stöbere denke ich nur, wie schön wäre diese Solidarität auch in Zukunft in anderen Bereichen, wenn es…
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Die alexithymische Gesellschaft – Ein rein hypothetischer Gedanke
Heute Morgen bin ich um 4 Uhr aufgewacht. Genau wie in den letzten Tagen schweißgebadet und mit frei flottierenden Ängsten. Gut habe ich dann heute gedacht. Dann höre ich mal genauer hin und die Ängste wurden weniger als mir ein Gedanke kam. Irgendwie ist es ja kein Wunder. Vor einer Woche ist mein Fohlen geboren, was quasi für mich eine freudige emotionale Explosion war (innerlich). Aber wer hat da schon Zeit für. Arbeiten war angesagt und außerdem schien bis auf meine Mutter, ich die Einzige zu sein, mit diesen freudigen Gefühlen. Das heißt also zusammenreißen, arbeiten gehen, Gefühle unterdrücken und so tun als sei alles normal. Dann musste ich fünf…